Ein Semester in Belfast: Erfahrungen meines Auslandssemesters

Verschiedenes

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Inhaltsübersicht 📜
  1. Universität
  2. Ausflüge
  3. Kultur
  4. Wohnheim
  5. Verschiedenes
  6. Bürokratie
  7. Abschied

Diese Serie enthält gesammelte Texte aus meinem Blog aus der Zeit vom September 2010 bis zum Januar 2011, während der ich ein Austauschsemester an der Queen’s University of Belfast absolvierte. In meinem Blog habe ich für Familie, Freunde und Bekannte meine Eindrücke und Erfahrungen festgehalten. Zur gleichen Zeit studierte auch noch ein Münchner Kommilitone in Belfast, ein weiterer in Newcastle und ein Freund aus Heidelberg in Durham. Von jenen wird im folgenden auch das ein oder andere Mal die Rede sein. Die Texte sind hier nicht in ihrer chronologischen Reihenfolge wiedergegeben, sondern thematisch gruppiert. Insofern habe ich einige kleine Änderungen vorgenommen, um logische Sprünge zu vermeiden.


Wir werden kopiert, schamlos

Schon als wir vom Flughafen abgeholt wurden, fiel mir das auf. Da fuhren doch Autos herum, die so aussahen wie Opel (bis auf das Problem, dass das Lenkrad auf der falschen Seite ist), aber so ein seltsames Logo haben. Sylvester wusste Bescheid: Es handelt sich um Vauxhall, eine ehemals eigenständige Motorenfabrik, die erst von GM übernommen wurde und später (seit den 70ern) die Automodelle von Opel baut. Wikipedia schreibt dazu:

Fahrzeuge mit dem Namen Vauxhall werden inzwischen nur noch in Großbritannien und Nordirland vertrieben, während sie dort als Opel seit Ende der 70er Jahre nicht mehr angeboten werden.

Kurioserweise wurde offenbar auch das Logo so angepasst, dass Form und verwendete Schrift wie beim Opel-Logo sind, weswegen mir das auch so bekannt vorkam.

Irische Post

So richtig klappt es nicht. Aus der Heimat erwarte ich ein Paket, was aber schon seit mehreren Tagen unterwegs ist. DHL sagt, es lagere bei “An Post”, dem Postunternehmen der Republik Irland. Und tatsächlich, in deren Nachverfolgungssystem finde ich einen Hinweis auf mein Paket. Folglich habe ich direkt eine E-Mail an die Damen und Herren geschickt, um folgende Eingangsbestätigung zu bekommen:

Thank you for your email. We will reply to your enquiry as soon as possible. We strive to answer all emails within two working days.

Regards, Customer Services.

Go raibh maith agat as do ríomphost. Tabharfaimid freagra ar do fhiosrúchan chomh luath agus is féidir. Déanaimid ár ndícheall freagra a sholáthar do gach ríomhphost taobh istigh de dhá lá oibre.

Le dea-mhéin, Seirbhísí do Chustaiméirí

Der untere Teil dürfte in irischer Sprache (eine der drei Varianten des Gälischen) verfasst sein.

Das Paket ist später übrigens wohlbehalten angekommen. Wie aber DHL in ihrem Online-System auf “Die Sendung konnte nicht zugestellt werden” kommt, bleibt aber rätselhaft.

Wintereinbruch

Eigentlich ist “Wintereinbruch” übertrieben. So viel Schnee wie bei Herrn H. in Durham liegt bei uns nicht, aber immerhin kann man erahnen, dass wir uns dem Dezember nähern.

Dummerweise fällt die Temperatur stellenweise unter 0 °C, denn vom Räumen der Bürgersteige hält hier keiner was. Am einfachsten ist es, auf der Straße zu laufen. Da das aber nicht immer geht, hat es mich auch schon einmal rutschenderweise erwischt (ist aber alles noch dran). Einige Damen lassen es sich aber trotz der Glätte nicht nehmen, in High Heels zu stolzieren.

Am 20. November hat denn auch der Weihnachtsmarkt in Belfast begonnen, bzw. “Christmas Continental Market”, wie er hier genannt wird. Die Marktfläche ist relativ klein und man braucht höchstens eine Stunde, um sich alles anzusehen. Auffällig ist, dass zwar keine einzige deutsche Flagge zu sehen ist, sehr wohl aber viele weiß-blau karierte. Glücklicherweise versteht nur eine Minderheit der Besucher den Text der an solchen Ständen gespielten Schlagermusik.

Die obligatorischen Weihnachtsplätzchen durften natürlich auch nicht fehlen. So versammelten wir uns zum gemeinsamen Backen von Vanillekipferln und noch einer anderen Kreation, genannt “Fifty-fifties”. Geraspelte Schokolade war im Supermarkt nicht aufzutreiben, so dass diese undankbare Aufgabe mir zukam. In Anbetracht der Ergebnisse hat es sich aber gelohnt, und hoffen wir mal, dass für mich als Entschädigung noch genügend übrig bleiben.

Das eigentlich beste am gestrigen Abend war aber, dass teilweise wieder drei Sprachen durcheinander gingen. Das Küchen-Fachvokabular ist bei uns vier Deutschen eben doch nicht so gut ausgeprägt. Da unser Inder ein paar Brocken unserer Sprache kann, wurden unsere lebhaften Debatten, ob und wie nun die Butter schaumig zu schlagen sei, ab und zu von zusammenhanglosen Einwürfen wie “Nein”, “Doch” oder “Ach” unterbrochen. Am Ende war dann die schwierigste Aufgabe, Inder und Kanadierin beizubringen, den Begriff “Vanillekipferln” freihändig auszusprechen. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte.